Das Geschäftsmodell beschreibt, wie ein Unternehmen Wert schafft, liefert und erfasst – also wer unsere Kundinnen und Kunden sind, welches Nutzenversprechen wir bieten, über welche Kanäle wir liefern, wie wir Einnahmen generieren und welche Kostenstruktur dahintersteht. Es ist der Rahmen, der entscheidet, welche Daten relevant sind, welche Kennzahlen zählen und welche Marketinghebel wirken.
Welchen Einfluss hat das Geschäftsmodell auf datengetriebenes Marketing?
Stell dir vor, wir sind ein Marketing-Team wie im Film Moneyball: nicht mit dem größten Budget, aber mit einem Plan. Statt Stars zu kaufen, setzen wir auf Daten, um die richtigen Spielzüge zu machen. Im Marketing sind diese Spielzüge unsere Kanäle, Zielgruppen, Botschaften und Journeys. Und der Spielplan? Der kommt aus dem Geschäftsmodell. Es diktiert, ob wir auf schnelle Abschlüsse oder langfristige Beziehungen spielen, ob ROAS, LTV oder Retention das Spiel entscheiden – und welche Daten wir sammeln müssen, um genau das zu gewinnen.
Warum dein Geschäftsmodell den Takt vorgibt
Das Geschäftsmodell ist der Nordstern für datengetriebenes Marketing. Es bestimmt:
- Welche Ziele wir optimieren: Ein D2C-Shop jagt margenstarken Umsatz, eine SaaS-Brand jagt Retention und Expansion, ein Marktplatz jagt Liquidität (Angebot/Nachfrage) und Take-Rate.
- Welche Zeithorizonte zählen: Transaktionsmodelle optimieren häufig kurzfristige ROAS, Subscriptions brauchen Geduld und spielen auf Cohorts, Churn und Customer Lifetime Value (CLV).
- Welche Daten kritisch sind: E-Commerce braucht SKU-/Basket-Events, SaaS braucht Product-Usage-Events, Marktplätze brauchen Matching- und Fulfillment-Daten. Media- und Paywall-Modelle benötigen Engagement-, Propensity- und Pay-Conversion-Signale.
- Welche Segmentierung wirkt: Einmal-Käufer vs. Abo-Kundinnen, Käuferin vs. Anbieter auf einem Marktplatz, Free-User vs. Paid-User – die Segmente leiten sich aus dem Modell ab.
- Welche Ethik und Compliance mitdenken: Bei OCEAN-basierten Personalisierungen gelten Zweckbindung, Consent und Fairness – wie sensibel wir vorgehen, hängt u. a. von Monetarisierungslogik, Markenversprechen und Regulierung im jeweiligen Modell ab.
Kurz: Ohne Geschäftsmodell kein sinnvolles KPI-Set, keine klare Datenstrategie, keine skalierbare Personalisierung. Wenn wir also „datengetrieben“ sagen, meinen wir immer: datengetrieben entlang des Geschäftsmodells.
Wie wir das Geschäftsmodell in Daten und Entscheidungen übersetzen
- Modell-Architektur klären: Wir kartieren das Geschäftsmodell (z. B. mit Business Model Canvas) und ordnen es einem Archetyp zu: E-Commerce/D2C, SaaS/Subscription, Marktplatz, Medien/Paywall, Lead-basiert, Freemium/PLG. Daraus leiten wir den North-Star-Metric ab (z. B. Wiederkaufsrate, Net Revenue Retention, GMV, zahlende Abos, qualifizierte Leads).
- Metrik-System ableiten: Aus dem North Star entstehen Führungskennzahlen (LTV, CAC, MAU/WAU, Churn, AOV, ROAS, Take-Rate, Contribution Margin) und Diagnosemetriken (Onboarding-Funnel, Feature Adoption, Basket-Add-Rate, Supply-Demand-Ratio, Scroll-Depth etc.). Wir definieren sie präzise, inklusive Berechnungslogik, Datenquellen und Akzeptanzkriterien.
- Datenmodell und Tracking: Wir modellieren Events passend zum Modell: purchase, subscription_started, trial_started, feature_used, listing_created, match_completed, paywall_shown, paywall_converted. Identity-Resolution (First-Party-ID), Consent-Management und ein leichtgewichtiger CDP- oder Warehouse-First-Ansatz sorgen für saubere, aktivierbare Daten.
- Personalisierung nach OCEAN: Abgestimmt auf das Geschäftsmodell passen wir Botschaften an Persönlichkeitsprofile an. Beispiel Subscription: Hohe Gewissenhaftigkeit? Betonung von Verlässlichkeit und Planbarkeit. Hohe Offenheit? Herausstellen neuer Features und Experimente. Wichtig: Immer auf Basis ausdrücklicher Einwilligung und transparentem Nutzenversprechen.
- Kanalstrategie und Attributionslogik: SaaS/PLG setzt stark auf Content, SEO und Produkt-Signale (PQLs); E-Commerce auf Performance-Kanäle plus CRM/Lifecycle; Marktplätze auf lokal/vertikale Nischen und Network-Effects; Medien auf Onsite-Optimierung und Paywall-Tests. Attribution richtet sich nach Zielen: Subscription = datengetriebenes Multi-Touch mit LTV-Gewichten, D2C = Mischung aus Inkrementalitätstests und MMM.
- Operative Rituale: Wöchentliche KPI-Reviews am North Star, Hypothesen-Backlog, A/B-Test-Pipeline, monatliche Cohort-Analysen und Quartals-Deep-Dives ins Unit Economics-Deck.
Konkreter Umsetzungstipp:
Erstelle ein „Business-Model → Metric Canvas“:
- Zeile 1: North Star
- Zeile 2: 3–5 Führungskennzahlen
- Zeile 3: 10 Diagnoseevents
- Zeile 4: Top-3-Experimente
Hänge es sichtbar an euer Kanban-Board. Jede neue Kampagne muss mindestens eine Führungskennzahl und ein Diagnoseevent adressieren.
Blick ins Buch! Hier findest du weitere Informationen zum Thema:
Seite 9
Einführung: Daten und Digitalisierung als Grundlage für resilientes Unternehmenswachstum
Was wir konkret tun
- Für E-Commerce/D2C: Wir bauen ein Event-Tracking entlang des Kauftrichters (view_item, add_to_cart, checkout_started, purchase) plus CRM-Events (email_opened, sms_clicked). Wir optimieren AOV, Wiederkaufsrate und Contribution Margin mit CLV-basiertem Bidding, Merchandising-Regeln und Lifecycle-Strecken (Willkommen, Winback, Post-Purchase). Story-Moment: Wie bei Moneyball ersetzen wir den „Home Run“-Rabatt durch viele kleine On-Base-Optimierungen – bessere Produkt-Bundles, schnellerer Checkout, verlässliche Empfehlungen.
- Für SaaS/Subscription/PLG: Wir definieren Trial→Activation→Conversion→Expansion. PQLs (Product Qualified Leads) und Feature-Adoption sind unsere Stars. Wir verknüpfen Marketing- und Product-Analytics, setzen Experiment-Guardrails und messen Net Revenue Retention. OCEAN-Ansprache: Hohe Extraversion? Community- und Kollaborationsfeatures betonen. Hohe Verträglichkeit? Support-Qualität, Onboarding-Coaching, gemeinsame Werte.
- Für Marktplätze: Wir messen GMV, Take-Rate, Fill-Rate und Zeit bis zum Match. Marketing arbeitet doppelseitig: Akquise von Anbieterinnen (Supply) und Nachfragerinnen (Demand) mit getrennten Funnels. Daten entscheiden, ob wir regionale Cluster pushen oder Kategorien ausbauen. Personalisierung verbindet Präferenzdaten mit Profilen, immer consent-basiert.
- Für Medien/Paywall: Wir analysieren Content-Engagement, bauen Scoring-Modelle (Propensity-to-Subscribe), testen Paywall-Trigger, bieten flexible Einstiege (Trial, Bundle, Family). Churn-Prediction steuert die Retention-Maßnahmen. OCEAN stützt Tonalität: Offenheit → exklusive, in die Tiefe gehende Analysen; Gewissenhaftigkeit → strukturierte, verlässliche Briefings.
- Experimente und Entscheidungen: Wir betreiben kontinuierliche Inkrementalitätstests, kombinieren MMM (Marketing-Mix-Modeling) mit Geo-Exposes und nutzen Uplift-Modelle für personalisierte Aussteuerung. Jede Entscheidung wird am North Star gespiegelt – und am Geschäftsmodell validiert.
- Governance und Ethik: Wir sichern Einwilligungen, erklären Nutzen klar und vermeiden sensitive Inferenz ohne explizite Zustimmung. Das zahlt auf Markenvertrauen ein – und macht die Datenbasis nachhaltiger.
Praxistipps zur Umsetzung im Team
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Checkliste für den Start (30–60 Tage)
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Das Buch zum Thema
In „Datengetriebenes Marketing – Mit dem OCEAN-Modell die Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale zielgerichtet nutzen“ zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du dein Geschäftsmodell in ein wirkungsvolles Daten- und Personalisierungssystem übersetzt – rechtssicher, praktikabel und mit vielen Playbooks.


Warum der Filmtitel?
Moneyball ist die Geschichte eines Teams, das mit Daten statt großen Namen gewinnt. Genau das machen wir im Marketing, wenn wir unser Geschäftsmodell als Spielplan nutzen und konsequent datengetrieben spielen – viele kleine, messbare On-Base-Hits statt seltener Home Runs.
