Von den 4P zu den 4D? Warum der Marketing-Mix nach McCarthy im datengetriebenen Marketing aktueller denn je ist

Die vier klassischen Säulen des Marketing-Mix – Product, Price, Place, Promotion – haben seit den 1960er-Jahren unzählige Strategien geprägt. Doch in einer zunehmend digitalisierten und datengetriebenen Welt stellt sich die Frage: Haben diese vier P noch Relevanz? Oder müssen wir sie neu denken?

Von den 4P zu den 4D? Warum der Marketing-Mix nach McCarthy im datengetriebenen Marketing aktueller denn je ist

Wir sind überzeugt: Die 4P bleiben ein solides Fundament – aber nur, wenn wir sie konsequent mit Daten anreichern, digital weiterentwickeln und dynamisch interpretieren.

Die Renaissance des Klassikers

Im Kern beschreiben die 4P operative Disziplinen des Marketings. Sie geben uns ein Raster, um Angebote ganzheitlich am Markt auszurichten.

Auch im datengetriebenen Marketing erfüllen sie diese Funktion – allerdings auf einem neuen Level.

  • Produktpolitik (Product) heißt nicht mehr nur, das „richtige“ Produkt zu entwickeln. Es bedeutet heute, über A/B-Tests, Nutzerfeedback und Verhaltensdaten zu verstehen, welche Produktvarianten in welchen Zielgruppen wirklich funktionieren. Das beginnt bei der Funktionalität und endet bei der Verpackung. Digitale Touchpoints und Analytics liefern dabei kontinuierliche Insights.
  • Preispolitik (Price) war früher oft ein Balanceakt zwischen Marge und Wettbewerbsbeobachtung. Heute stützen wir Preisentscheidungen auf Echtzeitdaten: Kaufverhalten, Preissensitivität, individuelle Zahlungsbereitschaft. Dynamic Pricing ist kein Buzzword mehr, sondern gelebte Realität in datengetriebenen Vertriebsmodellen.
  • Distributionspolitik (Place) hat sich durch E-Commerce und Plattformmärkte grundlegend verändert. Welche Kanäle lohnen sich? Wo brechen Conversions ab? Über welche Touchpoints erreichen wir welche Personas besonders effektiv? Daten aus CRM-, ERP- und Web-Analytics-Systemen helfen, Vertriebswege zu optimieren – dynamisch, automatisiert und jederzeit anpassbar.
  • Kommunikationspolitik (Promotion) schließlich ist das sichtbarste Feld des datengetriebenen Marketings. Personalisierte Inhalte, psychografisch fundierte Zielgruppenansprache (etwa über das OCEAN-Modell), automatisierte Ausspielung, kanaloptimierte Formate – all das sind Ausdruck einer Kommunikation, die nicht mehr für Zielgruppen gedacht wird, sondern mit ihnen.

Daten als Multiplikator der 4P

Wir bewegen uns vom statischen Modell zum lernenden System. Die vier P sind keine einmal gesetzten Entscheidungen mehr, sondern datengetriebene Regelkreise:

  • Produkte werden durch Nutzungsdaten weiterentwickelt.
  • Preise durch Marktreaktionen dynamisiert.
  • Kanäle durch Customer Journeys priorisiert.
  • Inhalte durch Verhalten und Persönlichkeit individualisiert.

Die 4P werden dadurch zu 4D: Data-Driven Product, Price, Place, Promotion. Es geht nicht mehr nur um das richtige Angebot – sondern um das am besten messbare, testbare und steuerbare.

Warum klassische Disziplinen bleiben – wenn sie sich weiterentwickeln

Klassische Disziplinen im Marketing verlieren nicht an Wert, wenn wir sie mit Daten neu interpretieren. Im Gegenteil: Sie gewinnen an Präzision und Wirkung. Der Produktmanager bleibt wichtig – aber er arbeitet heute mit UX-Daten. Der Preisstratege bleibt entscheidend – aber er braucht Zugriff auf Kaufverhaltensmuster. Der Vertriebsleiter wird datenbasiert – nicht ersetzt. Die Kommunikationsabteilung wird kuratierende Einheit für Botschaften, die algorithmisch distribuiert werden.

Daten entwerten die klassischen 4P nicht. Sie differenzieren sie. Und sie zeigen auf, wo wir noch zu pauschal agieren.

Fazit: 4P im datengetriebenen Marketing – relevanter denn je

Die Aufgabe besteht nicht darin, die 4P zu ersetzen, sondern sie intelligenter zu gestalten. Als strukturierendes Modell geben sie Orientierung – als datengetriebene Praxis bieten sie operative Exzellenz. Für resilient wachsende Unternehmen heißt das: Wir brauchen keine neuen Konzepte. Wir brauchen bessere Interpretationen der alten. Und wir brauchen Daten, um aus Prinzipien Wirkung zu machen.