In Zeiten digitaler Kommunikation haben Nutzerbewertungen einen signifikanten Einfluss auf Wahrnehmung und Verhalten – sowohl auf Seiten von Konsumenten als auch Unternehmen. Doch diese Bewertungen sind nicht nur für die Produktreputation relevant, sie liefern auch wertvolle Rückschlüsse auf Persönlichkeitsmerkmale.
Nutzerbewertungen als Spiegel der Verträglichkeit im datengetriebenen Marketing
Insbesondere die Anzahl positiver Bewertungen, die eine Person selbst erhält, kann als Indikator für das Persönlichkeitsmerkmal Verträglichkeit herangezogen werden. In einer Enterprise Application Software (EAS)-Architektur lassen sich diese Daten systematisch erfassen, auswerten und in psychografische Profile integrieren.
Bedeutung der Metrik
Die Metrik „Anzahl der positiven Bewertungen durch andere Nutzer“ beschreibt, wie oft eine Person von anderen für ihr Verhalten, ihre Kommunikation oder Interaktionen gelobt oder positiv hervorgehoben wurde – z. B. in Form von Sternebewertungen, „Helpful Votes“, Daumen-hoch-Angaben oder Kommentaren. Eine hohe Anzahl positiver Rückmeldungen kann dabei ein Ausdruck von Empathie, Hilfsbereitschaft und Kooperationsbereitschaft sein – also von verträglichem Verhalten.
Diese Metrik fungiert somit nicht nur als soziales Reputationssignal, sondern auch als indirekte, verhaltensbasierte Annäherung an die psychologische Dimension der Verträglichkeit.
Technische Erfassung in einer EAS-Architektur
In einer modernen EAS-Architektur (z. B. CRM, ERP oder Community-Plattformen) lässt sich die Metrik an verschiedenen Touchpoints erfassen:
- CRM-Systeme speichern Nutzerfeedback, Support-Kommentare oder Social-Media-Interaktionen.
- E-Commerce-Systeme dokumentieren Bewertungen und Rezensionen nach Transaktionen.
- Service-Portale oder Wissensdatenbanken ermöglichen Peer-Bewertungen (z. B. „Diese Antwort war hilfreich“).
- Gamification-Module bieten Bewertungsfunktionen für Nutzerbeiträge oder Kollaborationen (z. B. in Foren).
Diese Datenpunkte werden über standardisierte APIs, Event-Tracking oder direkte Datenbankanbindungen in das zentrale EAS-Datenmodell integriert. Für eine saubere Verarbeitung sollten Bewertungsquellen, Zeitstempel und Bewertungskontext mitgespeichert werden.
Psychometrische Ableitung
Die Erhebung allein reicht nicht – die zentrale Herausforderung liegt in der Validierung und Skalierung der Metrik in Bezug auf die Dimension Verträglichkeit (Skala 1–10). Dazu ist ein mehrstufiger Ansatz sinnvoll:
- Normierung: Anzahl positiver Bewertungen wird pro Plattform und Zeitraum normalisiert.
- Kontextuelle Gewichtung: Bewertungen aus sozialen Kontexten (Community, Foren) können stärker gewichtet werden als rein transaktionale (Produktrezension).
- Kombination mit weiteren Indikatoren: Ergänzung um qualitative Textanalysen (Tonfall, Sprache) zur Verstärkung der Validität.
- Skalentransformation: Die aggregierte Punktzahl wird auf die 10er-Skala übertragen – z. B. durch Perzentil-Rankings oder z-Standardisierung über das Nutzerkollektiv.
Integration in das psychografische Profiling
Die abgeleitete Verträglichkeits-Skala wird im psychografischen Profil als kontinuierliche Variable gespeichert. Dieses Profil kann in einer zentralen Customer Data Platform (CDP) oder im CRM-System gepflegt werden. Integrationstools oder Middleware wie iPaaS-Lösungen ermöglichen es, den Score als Attribut im Nutzerprofil zu synchronisieren.
Beispielhafte Speicherung im Datenmodell:
jsonCopyEdit{
"user_id": "12345",
"agreeableness_score": 8.2,
"score_source": "peer_ratings_community",
"last_updated": "2025-05-01"
}
Einsatz im datengetriebenen Marketing
Ein einmal berechneter Verträglichkeitsscore eröffnet vielfältige Einsatzmöglichkeiten:
- Personalisierte Kommunikation: Menschen mit hoher Verträglichkeit sprechen auf empathische, kooperative Botschaften an („Wir schaffen das gemeinsam“, „Community-gestützt“).
- Segmentierung: Kampagnen können gezielt an Gruppen mit hoher Sozialorientierung ausgerichtet werden.
- Produktansprache: Produkte mit Fokus auf Gemeinschaft, Nachhaltigkeit oder Fürsorge lassen sich bevorzugt an verträgliche Zielgruppen kommunizieren.
- Kanalwahl: Menschen mit hoher Verträglichkeit bevorzugen oft indirektere oder sozial eingebettete Kanäle wie Empfehlungen, Social Sharing oder Foren.
- Customer Experience: Verträgliche Menschen sind empfänglicher für Community-Programme, Ambassador-Modelle oder Social Proof.